In Anspielung auf geäusserte Lebensziele wollte Roger Schawinski vor einiger Zeit von Polo Hofer wissen: «Jetzt, – die Frage ist natürlich, wie steht es mit dem Ehrendoktor?» Diese Talksendung wurde Ende 2014 ausgestrahlt (Schawinski vom 22.12.2014, ab 23 Min. 40 Sek.). Um eines gleich vorweg zu nehmen: Polo National darf akademische Ehren auch 2016 auf seiner Wunschliste wähnen.
In damaliger Sendung wusste der Mundartrocker dem befreundeten Talkmaster hingegen zu entlocken, dass Schawinski insgeheim ebenso auf einen ihm ehrenhalber verliehenen Promotionstitel hofft. Der Musiker wusste nach kurzem Werweissen denn auch gleich noch eine passende Alma Mater: «Moll… Äh… Uni Fribourg käme infrage, – die tun noch gerne so [stummes Nicken Hofers].»
Anlässlich der 50-Jahr-Feier des Instituts für Journalistik (heutiges DCM) lüftete Departementspräsident Prof. Dr. Manuel Puppis ein in Fribourg für gewöhnlich bis November gut gehütetes Geheimnis: Dem Journalisten und Medienunternehmer Schawinski soll nun tatsächlich ein „Doctor honoris causa“ verliehen werden. Dies, für sein seit den 1970er-Jahren andauerndes Engagement zugunsten der Schweizer Medienlandschaft.

Ein sichtlich gerührter Roger Schawinski durfte am 7. April 2016 unter grossem Applaus von Studierenden, Mitarbeitenden, Alumni und Jubiläumsgästen des Departements für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung DCM persönlich Kenntnis vom Ansinnen der Universität Fribourg nehmen. Mit dieser Anerkennung möchte die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät – zu welcher das DCM gehört – Schawinskis Meriten zugunsten der Informationsfreiheit, seinen Einsatz für die Einführung des privaten Rundfunks in der Schweiz, für die Medienvielfalt und für unabhängigen Journalismus würdigen. Der Ehrendoktor wird dem Schweizer Radiopionier anlässlich des Dies Academicus vom 15. November 2016 feierlich verliehen. Am Vorabend wird Roger Schawinski an der Universität Fribourg einen Gastvortrag halten (hier lesen Sie die offizielle Medienmitteilung).

Wie in seiner Autobiografie (Wer bin ich?) u. a. zu erfahren ist, studierte Roger Schawinski Wirtschaftswissenschaften und promovierte zum Thema „Die sozio-ökonomischen Faktoren des Fremdenverkehrs in Entwicklungsländern: Der Fall Guatemala“. Seine TV-Karriere startete er 1972 beim Schweizer Fernsehen. Dort initiierte und moderierte er ab 1974 die Konsumentensendung Kassensturz. 1977 übernahm Schawinski als Chefredaktor bei der Migros-Tageszeitung „Die Tat“. Ein kurzes Intermezzo. Er wurde 1978 fristlos entlassen.
«[…] Radio konnte also mehr sein, als ein bloßes Berieselungs- und Schulungsmedium wie das ältliche und unpolitische Radio Beromünster […].»
Roger Schawinski – Wer bin ich? (2014, S. 208)
Als Medienunternehmer tat er sich 1979 mit der Gründung von Radio 24 hervor, dem ersten Schweizer Privatradio. Dieser sendete zunächst als italienischer Sender vom Pizzo Groppera aus in die Schweiz. Unterstützt von damaliger Jugendbewegung und einer breiten Öffentlichkeit kämpfte Schawinski mit seinem Piratenradio gegen politische und ökonomische Machteliten für die Einführung privaten Rundfunks. Wie auch die Universität Fribourg in ihrem Communiqué herausstreicht, hat Schawinski massgeblich dazu beigetragen, dass in der Schweiz heute ein duales Rundfunksystem existiert.
Mit Tele Züri gründete er später das erste privatrechtliche Lokalfernsehen der Schweiz (seit 1994 auf Sendung) und mit Tele 24 den ersten nationalen Privatfernsehsender (1998). Nach der Übernahme beider Sender durch Tamedia wurde Tele 24 im Jahr 2001 eingestellt. Von 2003 bis 2006 amtete Schawinski als Chef von Sat. 1 in Berlin. Seit 2008 ist er wieder in der Schweiz tätig und betreibt im Raum Zürich den Radiosender Radio 1. Zudem übernahm Schawinski 2014 das zuvor konkursite Radio 105.
Im Schweizer Fernsehen ist Roger Schawinski seit 2011 mit der nach ihm benannten Talk „Schawinski“ auf Sendung (Montagabend, SRF 1). Schawinski, der als scharfer Kritiker der SRG galt, kehrte somit nach 34 Jahren an jene Wirkungsstätte zurück, an der seine Fernsehkarriere einst begann. Journalistisch ist er u. a. auch als Moderator der Talkshow „Roger gegen Markus“ auf Radio 1 tätig (seit 2015 mit Markus Somm, davor „Roger gegen Roger“ mit Roger Köppel). Als öffentlichkeitswirksame und extrovertierte Persönlichkeit zählt der 1945 geborene Zürcher im Übrigen zum Kreis der von Viktor Giacobbo meistparodierten Charakteren: